Noch vor dem Wecker hören wir ein Motorrad, das neben dem Zelt parkt und Stimmen, die nicht mehr verstummen, egal wie oft wir uns im Schlafsack umdrehen. Schließlich schaue ich aus dem Zelt und 6 neugierige Augen mich an. Oh Gott, ich bin doch noch gar nicht wach!
Die Fahrräder hatten wir an den Zaun des Denkmals angeschlossen. Vater und Mutter machen sich eifrig daran zu schaffen. Das Kind ist noch zu klein um Bremsen zu testen, Reifen zu begutachten oder Kurbeln zu drehen. Irgendwie komme ich mir beim Waschen und Zähne putzen ziemlich beobachtet vor. Als ich Kocher und Tassen hervorhole, kommen sie näher und setzten sich vors Zelt. Schließlich machen sie mir deutlich was sie wirklich wollen: dass ich Fotos von dem Kleinen mache. Na gut, auf zur ersten Fotosession! Wird nicht die letzte für heute sein … Sie wollen die Speicherkarte mitnehmen. Die muss ich leider behalten. Es ist erst der Anfang der Tour! Fotos auf einer SD Karte oder einem USB Stick – das merken wir uns als Gastgeschenk für’s nächste Mal. Soweit hat es die Technik auch in die abgelegenen Gegenden des Landes geschafft, dass die Leute etwas damit anfangen können. Zu gerne hätte ich in diesem Moment mehr Reserven dabei gehabt.
Pedelec gegen Motorrad
Nächster Besuch: Zwei Mongolen, die sichtlich ihre Freude an unseren Fahrzeugen haben. Irgendwann liegen sie im Gras und lachen sich halb tot. Wer weiss wie sie unsere Gesten und unser sicherlich nicht perfektesRussisch gedeutet haben. Auch dieses Mal funktioniert der Deal, nur etwas anders: Pedelec gegen Motorrad.
Mit Pferdesattel hinten aufgeschnallt cruisen wir eine Runde auf dem völlig durchweichten Sitzpolster. Dankend nehmen unsere Freunde eine Plastikfolie an damit der schon etwas löchrige Mantel nicht ganz so nass wird
Gewitter-Taufe
Am Mittag beenden wir das Besuchsprogramm und packen zusammen. Just in dem Moment als wir losfahren wollen bricht ein Gewittersturm über uns herein, der Seinesgleichen sucht. Es blitzt und kracht. Wenige hundert Meter von uns entfernt schlägt ein Blitz in die Wiese ein so dass der Boden qualmt. Hagel. Ondra fährt zur Jurte unserer Nachbarn – keiner da. Auch die Frauen sind inzwischen zum Nadaam aufgebrochen. Ich kauere mich halbwegs unter das Solarpanel des Anhängers.
Als der Regen nachlässt sind wir trotz Regenklamotten nass bis auf die Knochen. Wir fahren schnell los um wieder warm zu werden. Nach Karte und Kompass querfeldein über Hügel und Wiesen. Unterwegs fragen wir in einer Jurte nach dem Weg. Die ganze Familie steht draußen im Regen und schaut uns mitleidig an. Sie bitten uns herein aber wir wollen weiter. Sie lassen uns ziehen. Kurz darauf hören wir ein Motorrad. Sie folgen uns um sicherzustellen, dass wir auf dem richtigen Weg sind, wie nett!
Das Gras ist rutschig. Steilere Hänge fahren wir in Serpentinen hinauf um dem Gewicht des Hängers Herr zu bleiben. Vor schwarzem Himmel kommen irgendwann wärmende Sonnenstrahlen hervor – was ein Geschenk! Inzwischen folgen wir einer Autospur durch die Graslandschaft.
Als wir unser Camp in der Nähe eines Flusses aufbauen, stellen wir erfreut fest: in den Ortlieb-Taschen ist trotz heftigen Regens, Pfützen und Matsch alles trocken und sauber geblieben.